Lebensgestaltung – Ethik – Religion (LER): Wohin soll die Lebensreise gehen?
Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, in der es eine Fülle von unterschiedlichen Lebensvorstellungen, Werten, Normen, Regeln und Anschauungen gibt. Das bezieht sich auf ganz praktische Fragen des Alltags und reicht hin bis zu Weltanschauungen und Religionen mit allen Sinnfragen, die sich daraus ergeben. Hinter den Positionen der einzelnen Menschen stehen – bewusst oder auch unbewusst – bestimmte Wertvorstellungen für das Dasein auf der Welt.
Für die eigene Lebensgestaltung, aber auch für die Teilnahme an gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen ist es wichtig, sich über grundlegende Weltorientierungen eine Übersicht zu verschaffen. Oder: das Leben leben lernen. Im LER-Unterricht soll ein Beitrag zur Sozialisation geleistet werden, um individuelle Lebensaufgaben zu bewältigen. LER ist kein Ersatz für Religionsunterricht, sondern ein Angebot, Kompetenzen weltanschaulich neutral und dennoch wertgebunden zu erlangen. In den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 erfolgt der Unterricht mit jeweils zwei Wochenstunden. Sollten Eltern für ihre Kinder einen wertorientierten Unterricht mit bekenntnisgebundener Ausprägung wünschen, besteht zu Beginn jedes Schuljahres die Möglichkeit zur Befreiung von LER und der Teilnahme am evangelischen Religionsunterricht. Beide Unterrichtsfächer finden parallel statt.
In den 7. und 8. Klassen liegt der inhaltliche Schwerpunkt des LER-Unterrichts auf der unmittelbaren Lebenswelt der Schüler. Die Themen reichen von „Mein Selbstbild“ über „Gewalt und Gewaltprävention“ bis zu Disputen über Konfliktlösungsangebote und Fragen nach dem Zusammenleben mit anderen Kulturen. In jeder Jahrgangsstufe verlegen wir den Unterricht auch in das Leben vor der Tür und fahren z.B. auf den Spuren Martin Luthers nach Wittenberg oder in unsere Partnerschule nach Dänemark, um die Lebenswelt der dänischen Heranwachsenden zu erkunden. In der Jahrgangsstufe 9 erfolgt das Kennenlernen und die aktive Auseinandersetzung mit Sinnfragen des Lebens auf einer philosophischen Ebene. Es werden u.a. Grenzerfahrungen und die daraus erwachsenden persönlichen Konsequenzen oder asiatische Religionen und Weltanschauungen erarbeitet. Für das Leben wollen wir lernen, d.h., dass die Schüler in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre an die Probleme der Lebensbewältigung herangeführt werden, wir aber nicht immer – wie in anderen Unterrichtsfächern – ein Thema abschließend behandeln können. Das eigene Leben wird dann die weiteren Antworten geben. Unterrichtet wird LER von Frau Eveline Rätzer, die im Rahmen eines Ergänzungsstudiums die Lehrbefähigung für LER erworben hat.