„Das Testen der Liebe scheint einfach“

Ungewöhnlich startet das Theaterstück mit einer Videosequenz, die den Herzschlag darstellt, während einige Schüler der 12. Klasse schweißbadend auf den Einsatz in ihrem Abschlussstück „Das Maß der Dinge“ warten. Endlich kann das in den letzten Jahren Gelernte angewandt werden. Das Video stoppt und die erste Szene beginnt wie folgt:

Adam, gespielt von Sebastian Berg, arbeitet als Aufseher im Museum. Er nimmt die Arbeit sehr ernst, nicht weil sie ihm besonders viel Spaß macht, sondern weil er nicht mit unschönen Dingen konfrontiert werden will. Er ist ein stiller junger Mann, der sich hinter den Anderen versteckt. Nachdem Nina Novello in der Rolle der Evelyn hinzukommt, wird zwischen ihnen eine vermeintliche Liebesbeziehung deutlich. Dann versucht Evelyn den unattraktiven Mann in einen attraktiven zu verwandeln. Nebenher arbeitet sie an ihrem Abschlussprojekt. Letztendlich stellt sich heraus, dass Evelyn Adam nur aus Testzweck zum Nachweis der Manipulation von Menschen benutzt hat.  

Das Theaterstück war aufwendig inszeniert mithilfe von Frau Mühmelt, Frau Morgillo und Herrn Klank, deren Team und natürlich der Schauspielerinnen und Schauspieler. Die innere Dramaturgie wurde durch einen roten Faden gestärkt und die Handlung wurde durch Werktreue wiedergegeben. Auch die Leistung der Darstellerinnen und Darsteller trug zum positiven Gesamteindruck bei. Beispielsweise hat Kim Klapproth, welche Simon Winter spielte, ihre Rolle witzig und unterhaltsam gespielt und die Spannung des Publikums lösen können. Vor allem aber Sebastian Bergs Adam und Kims Simon Winter konnten durch ihre Qualität begeistern: Stimme, Sprache und der körperliche Ausdruck machten das Stück lebendig, dabei waren auffallend wenig Versprecher und Fehler vorhanden. Den Lehrerinnen des Faches des Darstellenden Spiels gelang es also, die Darsteller zu genauem und energischen Spielen anzuleiten. Zum Beispiel gelang es Sebastian Berg an seine Grenzen, der für Schultheater herausragenden spielerischen Leistungen, zu gehen. Physisch, d.h. durch seinen Körperausdruck, und auch durch seine Bühnenpräsenz konnte er die Sympathie der Zuschauer steigern. Anders war Nina Novello, die in ihrer Rolle etwas kühl blieb. In Momenten der Erotik waren die von ihnen gespielten Figuren trotz schwerer Umsetzung unaufdringlich gestaltet. Die Ernsthaftigkeit der Schauspieler ließ das Publikum nicht ohne Lachen sitzen. Leider wurde die Gesamtwirkung teilweise durch undeutliche Aussprache bzw. durch leises Reden geschwächt. In den Szenen des Cafés war Sophia Schulze, Helen spielend, eher zu leise.

Gut war die Übersichtlichkeit der Theaterbilder: Durch realitätsnahe Requisitenwahl - trotz kleiner Gestaltung - wurde der Eindruck gestärkt. Die Bühne war ausreichend ausgeleuchtet. Im Zusammenspiel mit der Tontechnik wurde innerhalb der Umbaupausen ein tieffrequenter Ton abgespielt, ohne dass der Eindruck von Langeweile entstand. Auch die Gestaltung des Bühnenbilds hatte -dank Herrn Klangs Zeichenkunst- keinen Makel. Kreativ war die Ausgestaltung insbesondere in der Szene im Café, in der der Name an die Wand projiziert wurde.
Architektonisch veranlagt, saßen die Zuschauer in Greifnähe zu den Schauspielern und das Theater war voll besetzt.

Schließlich lässt sich sagen, dass durch die Arbeit der Regisseure und des gesamten Teams sowie durch das disziplinierte Spiel der Schauspielerinnen und Schauspieler, das diesjährige Abschlussstück der 12. Klassenstufe zu einem vollen Erfolg geworden ist.

Ein Beitrag von Thomas Janke