Unser Besuch der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasiemorde

Am 14. Juni 2023 besuchten wir, die Klasse 9a, im Rahmen des LER- und Ev. Religionsunterrichts die Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasiemorde in Brandenburg an der Havel. Bei der Gedenkstätte handelt es sich um einen Ort, an dem während der NS-Zeit Euthanasie betrieben wurde. Dieser Ort war als Pflege- und Heilanstalt getarnt, war aber in Wirklichkeit eine Tötungsanstalt: Es wurden hier in der Zeit des Nationalsozialismus Personen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen ermordet. Die Nationalsozialisten bezeichneten sie als „Last“ und als „lebensunwert“.
 
 
In einem Workshop wurde uns zunächst nähergebracht, unter welchen Bedingungen körperlich oder geistig beeinträchtigte Personen in der Vergangenheit gelebt haben. Die Führung begann dann auf dem Innenhof der Gedenkstätte. Nebenbei ist anzumerken, dass wir eine inklusive Führung gebucht hatten, d.h. wir wurden von Guides mit Beeinträchtigung durch die Gedenkstätte geführt. Die Guides erklärten uns, wie  die Einlieferung der Menschen mit Behinderungen damals ablief und dass sie in grauen Bussen nach Brandenburg/Havel gebracht wurden. Auch wurden uns die Gebäude der damaligen Tötungsanstalt und deren Nutzung vorgestellt. So war das heutige Museum, in dem jetzt über die Geschichte der Euthanasiemorde informiert wird, früher die Kantine für die Angestellten der Anstalt.
 
Die Guides zeigten uns mit Hilfe eines Rollenspiels, wie und von wem die Krankenscheine ausgefüllt wurden, durch die letztendlich entschieden wurde, ob eine Person im Rahmen des sog. Euthanasieprogramms ermordet werden sollte. Uns wurden verschiedene Personen genannt, die an den Euthanasiemorden beteiligt waren. Andere haben damals aber auch etwas dagegen unternommen, denn nicht alle waren mit den Euthanasiemorden einverstanden. So haben einige, die von der wahren Unmenschlichkeit dieser getarnten „Heilanstalten“ erfuhren, darauf aufmerksam gemacht, um weitere Morde zu verhindern. Eine dieser Personen war der katholische Bischof Clemens August Graf von Gahlen. Dieser hielt am 3. August 1941 eine Predigt, um die Euthanasiemorde öffentlich zu machen. Damit konnte er zwar erreichen, dass die Euthanasie in den Tötungsanstalten eingestellt wurde - die Euthanasie wurde allerdings verdeckt in den eigentlichen Heil- und Pflegeanstalten fortgeführt. Zum Schluss der Führung besuchten wir den Ort, an dem früher die Gaskammern standen, in denen die Morde stattfanden. Heute ist nur noch der Grundriss des Gebäudes durch niedrige Mauern sichtbar. Die Guides informierten uns über den Tötungsvorgang.
Um an das Schicksal der Opfer zu erinnern, haben einige von uns SchülerInnen drei Kurzbiographien von Menschen, die hier ermordet wurden, vorgelesen. Zum Gedenken legten wir im Anschluss Rosen an der Gedenkmauer nieder. Danach konnten wie den Guides noch Fragen stellen. Wir wollten z.B. von den Guides wissen, welche Gefühle sie beim Sprechen über die Euthanasiemorde hätten und welche Erfahrungen sie bei anderen Führungen gemacht hätten.
Der Besuch der Gedenkstätte war lehrreich und interessant. Wir waren sehr beeindruckt, wie die Guides dieses für sie besonders emotionale Thema vorgestellt haben und wie gut sie die Führung gestaltet haben. Viele Informationen waren sehr erschreckend und löste ein erdrückendes Gefühl aus, weil wir an einem Ort standen, an dem so viele Menschen unbegründet leiden mussten und ermordet wurden.
Uns ist wichtig geworden, niemanden zu diskriminieren oder auszuschließen. Jeder sollte gleichwertig behandelt werden. Wir alle waren über die Grausamkeiten und Brutalitäten der NS-Zeit schockiert. Es hätte damals auch jeden von uns treffen können. Wir finden: Jeder muss darauf achten, dass Euthanasiemorde, Verfolgung und Ausgrenzung niemals wieder geschehen.
Felicitas für die 9a im Juni 2023